Von Bern nach Interlaken und dies alles im Tour de France-Style. So das Motto der l’étape du tour, ein für die Schweiz neuartiges Rennformat welches sich in anderen (Welt-) Städten schon bewährt hat. Rolf und Thomas wollten sich die Sache mal ansehen und haben sich vorab angemeldet. Die eher hohen Startgebühren wurden damit gerechtfertigt dass eine zeitweise komplett gesperrte Strecke zur Verfügung steht, eine hohe Abdeckung an Streckenposten für Sicherheit sorgen sollte, die Verpflegungsposten gut bestückt sind und am Start wie auch im Ziel ein grosses Brimborium stattfindet. Und diese Punkte wurden alle vollumfänglich erfüllt. Lediglich zwei oder drei Abzweigungen waren etwas ungenau markiert, trotzdem wurde der Weg gefunden.
Am Start am frühen Samstag Morgen standen etwas mehr als 600 Sportler aus 14 Nationen an der Startlinie. Oft hörte man wie englisch gesprochen wurde, auch französisch war hoch im Kurs. Der Teufel höchstpersönlich in Gestalt von Didi Senft schickte die Fahrer auf die durch die Berner Altstadt führende Strecke als der Speaker das entsprechende Startsignal gab. Die ersten sieben Kilometer wurden als neutralisiert angegeben doch es wurde schon gebolzt als würde es um Wertungspunkte gehen. Teilweise haarsträubende Überholmanöver waren zu beobachten was die Frage aufwarf weshalb man dieses Risiko so früh im Rennen auf sich nimmt. Unsere Protagonisten gönnten sich dafür die vollen Eindrücke der morgendlichen Hauptstadt. Den Aargauerstalden hinunter hatte man einen wunderschönen Überblick und nach der Nydeggbrücke fuhr man dem Zytgloggeturm entgegen welcher im goldenen Licht der Morgensonne erstrahlte. Fotos waren allerdings keine möglich, zu dicht das Gedränge und zu holprig das Kopfsteinpflaster. Bidons, Pumpen und anderes Kleinzeug lag auf der Gasse verteilt welches vom Geschüttel aus den Halterungen flog.
Danach ging es sukzessive aus der Stadt hinaus, der Morgennebel lag noch über den Nebentälern und die Höhenmeter fingen an sich zu summieren. Bis zum ersten Verpflegungsposten bei Kilometer 50 blieb aber alles human und die Gruppe noch einigermassen beisammen. Auch war die Strecke für den Preesi und Thomas hier noch vollgesperrt was sich aber im Anschluss ändern sollte. Das Begleitfahrzeug der Polizei wies darauf hin dass ab nun Gegenverkehr herrscht und Vorsicht geboten war.
Die zweite Verpflegungsstation war nun nicht mehr derart locker zu erreichen. Die Steigung hinauf nach Schwanden hatte es durchaus in sich und forderte ihre Körner. Unterwegs bauten sich zwei Mauern mit jeweils 18 und 19 Steigungsprozenten vor den Fahrern auf. Eine echte Herausforderung für jegliche Übersetzung. Folgend ging es nach Beatenberg hoch, begleitet von einem wunderschönen Panorama. Freie Sicht auf den im Sonnenlicht glitzernden Thunersee und weiter oben der atemberaubende Blick auf Eiger, Mönch und Jungfrau. Traumhaft! Im Dorfkern von Beatenberg gab es ein letztes Mal eine Stärkung ehe die letzten Höhenmeter bewältigt wurden. Man sah nun die immergleichen Gesichter. Einige waren bergauf schneller und wurden in der Ebene wieder geholt, bei anderen lief es genau umgekehrt. Im Grossen und Ganzen blieb der Haufen aber beisammen. Die Abfahrt von Habkern nach Unterseen hatte es dann nochmals in sich, wer sich einigermassen sicher war konnte es dort richtig schön krachen lassen. Unten waren dann nochmals die Trettiere gefragt welche die letzten Kilometer bis zum Ziel durchstampfen konnten. Die Zieleinfahrt war etwas sehr verwinkelt, ein Absperrgitter stand im Weg und an einem Schlusssprint war weder der Preesi noch Thomas interessiert. Viel lieber genossen die beiden die Zieleinfahrt nach nahrhaften 106 Kilometern und rund 2’200 Höhenmetern.
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