Zum 60. Geburtstag des Preesis kam die Idee auf wieder mal etwas Aussergewöhnliches mit dem Rennrad zu erleben, da boten sich die 24 Stunden auf dem Nürburgring gerade an. Nach langwierigem Anmeldeprozedere und einem kurzfristigen Fahrerwechsel diesen Frühling nahmen letzten Endes Martin, Laszlo, Rolf und Thomas Platz im Wohnmobil und bretterten die rund 450 km bis nach Nürburg los. Temperaturen von über 30 Grad Celsius und eine im Fahrmodus nicht funktionierende Klimaanlage im Wagenaufbau sorgten dafür dass die Muskulatur schon auf der Hinfahrt auf Betriebstemperatur kam. Nach knapp sechs Stunden kam der VMC-Bus dann endlich an der Rennstrecke an und die Zufahrt zur Parzelle gestaltete sich unkomplizierter als gedacht. So machten sich die Mannen an den Aufbau ihrer bescheidenen Basis (Wohnmobil und kleines 2 Mann-Zelt) und staunten ab den Kleinstädten welche die Nachbarn hochzogen. Es sah aus als würden sich die Leute für mehrere Wochen einrichten. Im Verlauf des Wochenendes wurde jedoch klar dass der ganze Aufwand der «Konkurrenz» seine Berechtigung hatte und die Birsfelder etwas zu zurückhaltend waren. Dies konnte jedoch unter dem Kapitel «Lehrgeld» abgebucht werden.
Freitag abends wurde die Veranstaltung mit einem Zeitfahren eröffnet welche sich unsere Helden aus sicherer Entfernung ansahen und danach zur Pastaparty schritten. Auch der Fahrrad-Expo wurde noch ein Besuch abgestattet. Danach jedoch wurden die Kojen bezogen wobei sich da herausstellte wer einen unkomplizierten Schlaf hat und wer nicht. Der Autor gehört definitiv zur zweiten Sorte und schaute am Samstag entsprechend bedröppelt aus der Wäsche. Und dann waren da ja noch die Wolken in der Eifel welche als Boten eines Gewitters ihren Schrecken verbreiteten. Abgesehen vom Preesi lösten sie aber bei niemandem Hysterie aus.
Gegen Mittag hörte sich das ganze Team noch die Informationen an der Teamleitersitzung an um dann allwissend den Start vorbereiten zu können. Da die ganze Aktion zu Ehren unseres Vereinsoberhauptes organisiert wurde galt ihm auch die Ehre der ersten Runde. Das hiess: knapp eine Stunde im Startblock stehen und warten neben hunderten von anderen nervösen und teilweise bekloppten Rennradfahrern. Und weiss Gott: die Bandbreite an Teilnehmern war gross! Alter, Farbe, Gewicht, Grösse sowohl bei Fahrern, Rennrädern und Trikots war allumfassend. Vom jungen Möchtegernprofi auf seinem 10’000.- Franken-Renner bis zum 74-jährigen Opa (Rennrad unbekannt) traf sich hier alles um die berüchtigte Nordschleife so oft als möglich zu bewältigen binnen 24 Stunden. Allein dieses Bild war eindrücklich.
So pedalte Rolf im grossen Feld los und kaum gestartet, gings auch schon mit dem Gewitter los. Der super Belag der Rennpiste wurde nun rutschig wie Schmierseife was die Angelegenheit nicht einfacher machte. Entsprechend der schwierigen Streckenverhältnisse war die Sanität auch im Dauereinsatz. Teilweise erschreckende Bilder zeigten sich bei der Durchfahrt an den heiklen Passagen.
Das Quartett aus Birsfelden einigte sich auf einen 1 Runden-Rythmus, also circa stündlich Fahrerwechsel. Anfangs lagen die Rundenzeiten sogar leicht unter 60 Minuten was sicherlich der Anfangseuphorie geschuldet war. Danach pendelte sich die Sache bei leicht mehr als einer Stunde ein bis es zum grossen Knall kam: auf seiner zweiten Runde erlitt Laszlo nach rund 19 von 26 Rundenkilometern einen schweren Defekt wobei er sich nicht nur die gesamte Schaltung abriss sondern auch die Aufnahme des Hinterrades absprengte. Irreparabel und damit das Aus für den Routinier. Schnell schalteten die drei anderen um und stellten sich auf kürzere Pausen ein. Speziell nachts, als in den 2 Runden-Rythmus gewechselt wurde um Schlafzeit zu generieren wurde die Ruhezeit massiv verkürzt was sich direkt auf die Durchgangszeiten während der Nacht auswirkte. Trotzdem waren die Runden bei stockdunkler Nacht eindrücklich, das fehlende Licht lenkte die Sinne teilweise drastisch auf ansonsten weniger beachtete Geräusche und Erscheinungen. Auch die Abfahrt durch die schnelle Fuchsröhre ist bei Dunkelheit nochmals heikler als unter beleuchteten Umständen. Doch die Birsfelder schafften es ohne Unfall das Rennen zu beenden.
Bei aufkommendem Tageslicht aber fehlender Wärme bahnte sich so langsam der Endspurt an. Die Beine und Köpfe müde, wechselten die drei Verbliebenen nun gemächlicher ab. Das Ziel von 24 Runden war nicht mehr zu erreichen, 20 Runden sollten aber noch drinliegen. Zum Ende einigte man sich darauf dass der Preesi seine letzte Runde etwas gemächlicher anging um die Zielflagge um 12:15 Uhr passieren zu können. Damit schloss sich der Kreis und der Startende war auch der Beendende. Grosse Freude über das Erreichte und dass man ohne Unfall durchkam, aber auch Wehmut über den beträchlichen Materialdefekt von Laszlo machte sich breit.
Nach einem kleinen Mittagessen räumten die Protagonisten ihre sieben Sachen zusammen. Auch hier zeigte sich dass Teambetreuer und Begleiter hilfreich wären um nach der Anstrengung nicht noch kräfteraubende Arbeiten oder 6 stündige Autofahrten absolvieren zu müssen. Bei einem allfälligen nächsten Mal wäre hier sicherlich Optimierung angebracht.
Um 20 Uhr sonntags waren dann alle wieder zu Hause und freuten sich über ein denkwürdiges Wochenende.
Informationen: radamring.de
Fotos: Sportograf
Rangliste: abavent.de
Eigene Fotos folgend in Kürze